Neulich im ICE (1): „Wir sind hier nicht in der Kneipe“

Wer mit der Bahn fährt, kauft mit dem Ticket das Erlebnis gleich mit. Die Kasse4 testete neulich die 1. Klasse des ICEs von Frankfurt nach München, als es zu einem denkwürdigen Dialog kam.Zur Erklärung: Die erste Klasse unterscheidet sich im wesentlichen von der zweiten, dass es kostenlose Zeitungen, Bedienung am Platz durch einen Kellner, Bordfernsehen und Sitze aus Leder oder Kunstleder gibt und dass die Waggons näher am Ende des Gleises geparkt sind („Den Abschnitt E finden Sie, wenn Sie zwei Kilometer am Gleis entlang laufen …“). Und dass nur 42 statt 64 Personen in einem Waggon sitzen. Also flugs beim Kellner eine Cola Light bestellt, Geld spielt ja bekanntlich keine Rolex, und nach 55 Minuten (!) kam er auch bereits mit dem gewünschten Getränk zurück.

Kellner: „Sorry, dass es so lange gedauert hat“
Kasse4: „Wir haben die Hoffnung nie aufgegeben“
Kellner: „Haha, schließlich ist das hier ja auch keine Kneipe, gell …“
Kasse4: „Stimmt auch wieder …“
Kellner: „Und sie bleiben hier eh noch ein wenig sitzen, haha …“
Kasse4: „Stimmt“.

Schwamm drüber, ein Argument pro 1. Klasse kann man also in diesem Fall entkräften, das mit den weniger Personen pro Waggon eigentlich auch. Und das mit der Bahnsteignähe (bei der Abfahrt von München nach Frankfurt: Nein, beim Aussteigen in Frankfurt: Nein, bei der Rückfahrt in Frankfurt: Nein, beim Aussteigen in München: Ja). Direkt gegenüber der Kasse4 saßen im Waggon zwei beste Freundinnen, die offenkundig nicht nur einen riesigen gemeinsamen Bekanntenkreis, sondern auch gemeinsam das Alter von mindestens 150 Jahren hatten. Nachdem also der halbe Waggon genau über Erna, Anton, Ludwig, deren Beziehungen zueinander und auch deren Krankheiten Bescheid wusste und erste Ideen zur gemeinsamen radikal-spontanen Verjüngung unserer Gesellschaft aufkamen, entschlummerten die beiden Damen irgendwo zwischen Würzburg und Nürnberg endlich sanft. Auf ein paar Sachen ist zum Glück noch Verlass, auf die Erste Klasse aber nicht wirklich. ms

Anmerkung: Die Kasse4 wird NICHT mobil und sich in die endlose Zahl der Deutsche-Bahn-ist-böse-Jammer-Jammer-Blogs einreihen. Wir bleiben, wo wir sind und wenn wir das mal nicht können und reisen, gibt es meistens nichts zu erzählen. Ausnahmen bestätigen die Regel.

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