Stadt München verbietet Rammstein

Das Kreisverwaltungsreferat München, bekannt für einen bestimmten eigenen Geschmack, der dann der Bevölkerung verordnet wird, hat einen neuen Kracher produziert: Das Konzert von Rammstein am Totensonntag (20. November) ist verboten worden.

Kulturwächter und KVR-Chef Wilfried Blume-Beyerle begründet das Verbot laut „SZ“ mit dem Umstand, dass Rammstein als Band zu dem Tag nicht passe. Dass an dem Totensonntag andere Konzerte stattfinden und stattgefunden haben: selbstverständlich. Aber nicht Rammstein. Denn die haben ja 1995 (also vor kurzem) im Song „Heirate mich“ von einem Mann gesungen, der nachts seine tote Frau ausgräbt und mit ihr Sex hat.

Mit meinen Handen grab ich tief
zu finden was ich so vermisst
und als der Mond im schonsten Kleid
hab deinen kalten Mund gekusst

Ich nehm dich zartlich in den Arm
doch deine Haut reisst wie Papier
und Teile fallen von dir ab
zum zweitenmal entkommst du mir

So nehm ich was noch ubrig ist
die Nacht ist heiss und wir sind nackt
zum Fluch der Hahn den Morgen grusst
ich hab den Kopf ihm abgehackt

… usw. usf. Man könnte also sogar sagen, dass der Auftritt zum Totensonntag perfekt passt, oder? Spaß beiseite, es geht hier nicht drum, Rammstein zu verteidigen, obwohl diese seit vielen Jahren die mit Abstand beste und spektakulärste deutsche Liveband sind, sondern darum, dass eine Verwaltung gefälligst ihre Finger aus solchen Themen herauszulassen hat. Solange Konzerte der Band nicht generell verboten sind, hat nicht der Geschmack einer Behörde zu entscheiden, sondern die Faktenlage. Und der Gleichheitsgrundsatz: Entweder gibt es keine Konzerte an dem Tag oder es gibt Konzerte an diesem Tag.

Auf die Faktenlage beruft sich nun Veranstalter MCTs Anwalt Franz Erlmeier, der vermutlich beim Verwaltungsgerichtshof in die zweite Instanz gehen wird, nachdem das vorläufige Verfahren gegen das Verbot scheiterte.

Und wir erinnern uns an die unselige Diskussion um den Königsplatz, als das KVR vor einigen Jahren schon sehr deutlich sagte, welche Art von Konzerten (Klassik, Sasha) es sich dort vorstellen könne und welche nicht. Zuguterletzt sei KVR-Chef an dieser Stelle auch einmal recht gegeben, denn in der „SZ“ urteilt er über die Show von Rammstein wie folgt: „Eine spektakuläre, laute Gesamtinszenierung mit brennenden Menschen und wilden Texten“. Das stimmt, meint die Kasse4 – und es ist gut so. Chacun a son gout, Monsieur. ms

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