Fremde Federn: Thanks, but no thanks Paperblog!

Vor wenigen Tagen lag auf dem Band der Kasse4 eine Einladung der französischen Website paperblog.fr, die aktuell wohl gerade dabei ist, ihr Angebot auch in Deutschland zu launchen – auf paperblog.de, vermute ich mal. Die Kasse4 sagt zur Einladung: Thanks, but no thanks – um es ausnahmsweise mal ganz, ganz höflich zu formulieren.Zur Sache … Im Grunde ist Paperblog ein Verzeichnis von Blogs (siehe rechte Randspalte auf der Startseite der Kasse4, davon gibt es ja nicht gerade wenige), und so liest sich die Einladung schonmal alles andere als aufregend:

Hallo Martin,

ich habe Ihr Blog „Kasse 4“ entdeckt und möchte Sie daher gerne dazu einladen, sich unser Projekt Paperblog anzusehen. Paperblog ist eine partizipative Internetseite für Blogger, die im Moment als Beta-Version zur Verfügung steht und demnächst offiziell online geht.
Wir versuchen mit unserem Projekt zum einen ein alternatives Medium aufzubauen, in dem auch Erfahrungen, Meinungen und Ereignisse ihren Weg in die Öffentlichkeit finden, die in den klassischen, großen Medien eher wenig Gehör finden. (…)

Ich könnte mir gut vorstellen, dass Sie an unserem Projekt teilnehmen und würde mich freuen, wenn Sie unsere Seite http://de.paperblog.com besuchen, um sich ein erstes Bild davon zu machen. Schauen Sie sich die Seite in aller Ruhe an und wenn Ihnen unser Angebot gefällt, schlage ich Ihnen vor, Ihr Blog bei Paperblog einzuschreiben.

„Kasse 4“ entspricht genau unseren Qualitätskriterien für interessante und gut geschriebene Artikel und ich bin überzeugt, dass Ihre Beiträge für die Leser des Ressorts Musik eine Bereicherung darstellen. Wenn Sie sich dazu entschließen, bei unserem Projekt mitzumachen, werden Ihre Artikel selbstverständlich immer mit einem Link auf Ihr Blog verweisen.

(…) Mit freundlichen Grüßen, Johanna

Von so Kleinigkeiten wie der unsäglichen Sie-Anrede mit dem Vornamen mal abgesehen, fühlt sich der Hobbyblogger an der Kasse4 natürlich erstmal geschmeichelt. Dann denkt er aber an die zig-anderen Blogverzeichnisse, die Reichweite und Ruhm und Ehre und überhaupt versprechen und fragt sich, was denn Paperblog anders machen wird. Fragen wir also Johanna:

Hallo Johanna,

vielen Dank für die Einladung – Frage: wieviele Musikblogs werden teilnehmen? Limited oder unlimited? Für den Fall unlimited: Was wird Paperblog von den zig anderen Blogverzeichnissen (webnews, wikio, bloggerei, wesmile etc. etc.) unterscheiden?

Beste Grüße, martin von der kasse4.

… und erhalten tags drauf folgende Antwort:

Hallo Martin,

vielen Dank für deine Email. Die Zahl der teilnehmenden Musikblogs ist unbegrenzt. Paperblog geht es vorallem um gute Artikel, deshalb werden besonders gute Beiträge von uns jeden Tag ausgewählt und  gegebenfalls als Leitartikel auf die erste Seite oder als Hauptartikel einer Kategorie bspw. Musik gesetzt. Außerdem haben wir versucht unsere Seite so übersichtlich wie möglich für Blogger und Leser zu gestalten. Die Kategorien helfen dabei sich gut zurecht zufinden. Falls Sie weitere Fragen oder Verbesserungsvorschläge haben, dann freue ich mich über eine Mail von Ihnen.

Liebe Grüße, Johanna

Also nichts wie Blabla und das Detail, dass man die Seite übersichtlich gestaltet habe. Wau, denkt sich da der Hobbyblogger, das kann WordPress.com innert zehn Minuten auch. Also verlassen wir Johanna und schauen uns statt dessen die AGB von Paperblog mal an. Nach der Lektüre würde eine ehrliche Antwort an die Kasse4 unter Umständen, rein fiktiv natürlich, so aussehen:

Hallo Martin,

im Grunde genommen machen wir das Gleiche wie alle anderen Blogverzeichnisse, wir verkaufen es halt als neu, partizipativ und trendy. Bitte hab‘ dafür Verständnis, aber unser Marketingleiter muss halt auch mal ab und an ‚was arbeiten und das kommt dann dabei raus. Er hat es da, unter uns gesagt, letzlich viel besser als unser Rechtsanwalt, denn der musste sich was richtig neues einfallen lassen. Denn Paperblog ist tatsächlich in ein paar Punkten anders!

Zum einen ist es uns gestattet, Deine Inhalte zu veröffentlichen (wo auch immer) und Du überträgst uns auch die Nutzungsrechte hierfür, zum anderen dürfen wir Deine Artikel auch bearbeiten. Dies akzeptierst Du über unsere AGBs:

2.1 Der Blogger ermächtigt PaperBlog im Rahmen dieses Vertragsverhältnisses die Inhalte zu vervielfältigen, zu verbreiten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

2.2 Die Rechteübertragung umfasst insbesondere das nicht ausschließliche, weltweite, zeitlich unbeschränkte Recht, die Inhalte vollständig oder teilweise, zu vervielfältigen, zu verbreiten und öffentlich zugänglich zu machen sowie das Bearbeitungsrecht, insbesondere für Übersetzungen und Kürzungen der Inhalte. Dies gilt für alle technischen Formate und für sämtliche Datenträger und Übertragungswege.

Des weiteren ist unser Gerichtsstand in Frankreich, was Dir im Falle einer Auseinandersetzung mit uns den Rechtsweg komplizierter und teurer macht. Insofern kann ich also zusammenfassend sagen, dass wir Deinen Content aggregieren, bearbeiten und verkaufen dürfen. Geld gibt es hierfür keines, das hat das Management von Paperblog im Geschäftsmodell nicht vorgesehen. Dies steht auch so in unseren FAQs:

In naher Zukunft wird Paperblog nicht die technischen und finanziellen Möglichkeiten haben, um die Blogger zu bezahlen. Wir versuchen zuerst, unser Angebot für die Leser und Blogger (vor allem für diejenigen, die trotz ihres Talents unbekannt sind) zu etablieren. Deshalb richten wir uns im Moment nicht an Blogger, die für ihre Beiträge bezahlt werden wollen oder damit sogar ihren Lebensunterhalt verdienen möchten.

Wir hoffen, dass Dich das alles nur marginal stört, lass uns gemeinsam an der guten Sache arbeiten! Du kommst also sicherlich bald zu uns, oder?

Liebe Grüße, Johanna

Die Kasse4 meint: Thanks, but no thanks. Wir haben kein Talent und bleiben insofern lieber unbekannt und unentdeckt. Dem Projekt alles Gute. m.

UPDATE 01.07: Soeben kam eine „Erneute Einladung zur Beta-Version von Paperblog“ an die Kasse4.

Hallo Martin,
in Bezug auf meine Nachricht vom 24. Juni (die Sie unten an diese Mail angehängt finden), erlaube ich mir, Sie heute noch einmal zu kontaktieren. Falls Sie das Konzept von Paperblog interessiert und Sie sich dazu entscheiden, Ihr Blog einzuschreiben, ist das recht einfach:

(…)

Es würde mich freuen, wenn ein Blog wie „Kasse 4“ uns bei unserem Projekt unterstützen könnte! Bei Fragen und Anmerkungen, schreiben Sie mir einfach eine Email! Vielen Dank und mit besten Grüßen,

Johanna

UPDATE 09.07. – Und heute beschäftigt sich die Kasse4 mit der Frage: „Wie sieht Johanna eigentlich aus?“ Was geht da? Geht da was? Inklusive einem Bild vom Team von Paperblog!

30 Kommentare zu „Fremde Federn: Thanks, but no thanks Paperblog!

    1. so wichtig ist johanna auch wieder nicht, aber wer sich so gibt wie dieses Unternehmen, darf sich nicht wundern, dass er von der tendenziell latent zum Spott geneigten deutschen Bloggerei eins auf die Mütze bekommt. Substanz und Relevanz hat das Thema dennoch keine 🙂

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  1. Muss ich mich schämen, weil die ominöse Johanna (kein Nachname, keine Signatur, kein Dienstgrad) mich erst heute angeschrieben hat?

    Wahrscheinlich bin ich nicht begabt genug, und die wirklich interessanten Blogger haben ihr alle schon einen Korb gegeben. Muss ich dann wohl auch machen, damit ich wenigstens irgendwo dazugehöre.

    Schade, wäre sooo gern berühmt.

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  2. Auf meine höfliche und sachlich begründete Absage schrieb Johanna:

    > Hallo Johannis (zufällige Namensähnlichkeit),
    vielen Dank für Ihre Antwort, wenn Sie auch leider negativ ausfiel.
    Wir wissen natürlich, dass unser Projekt nicht für jeden Blogger interessant ist – deswegen richten wir uns vor allem an solche Autoren, die mit Ihrem Blog kein Geld verdienen möchten und die nicht unbedingt die Zeit, Lust oder Kenntnisse haben, Ihr Blog bekannt zu machen und denen es aber dennoch wichtig ist, mit ihren Artikeln möglichst viele Leser zu erreichen. Nur falls es Sie interessiert, deshalb hier ein Beispiel für einen Blogger, der Vorteile offensichtlich auch für die Seite der Blogger sieht: http://blog.jens-bertrams.de/2010/07/27/378/ <

    Sooo überzeugt klingt der Jens aber auch nicht. Egal, er ist ja auch noch nicht lange bei paperblog.de. Meinen freundlichen Hinweis auf ihre fehlende Signatur etc. ließ Johanna übrigens unkommentiert. Vielleicht ganz gut, wenn sie sich somit einen Rest von amateurhafter Unglaubwürdigkeit bewahrt. Nur zur Abschreckung.

    Ansonsten geht es meinem angekränkelten Ego wieder besser, seit ich deinen und meinen PageRank verglichen habe. Johanna hat dich offenbar irrtümlich schon im Juni angeschrieben, eigentlich wärst du erst in der Adventszeit dran gewesen. 😉

    Beste Grüße aus Dortmund,
    Johannis

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    1. Jens Bertrams möchte ich nichts unterstellen, aber 🙂

      Und was den Pagerank angeht: Korrekt, aber Johanna hat einfach die Inhalte gelesen und entsprechend das Timing Ihrer Mails angepasst 🙂 🙂 🙂

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    1. und wir haben immer noch kein Bild von Johanna …

      Die Idee einer neuen Plattform für Blogger halte ich übrigens für überflüssig. Was gut ist, macht seinen Weg, ganz ohne die 3000 Webkataloge und Webnews und WeSmiles 🙂 und hasse nicht gesehn….

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  3. oh, das habe ich verpasst, das mit dem Foto meine ich…ich hab doch nen Riegel vor der Tür, hab ihr gesagt, dass ich die Tür niemals nie öffnen werde, da ich gern die Rechte an meinen Gedanken behalten möchte. war doch richtig, oder?

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  4. schon klar! und dafür bin ich auch sehr dankbar, denn geschmeichelt fühlt man sich zuerst ja schon, aber wenn man dann hinter diese wahllosigkeit kommt, fällt es einem wie diese berühmten schuppen von den augen! zurückgegrüßt.

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  5. Danke Dir für die „Aufklärung“. Habe heute auch so einen Einladung von paperblog bekommen und mich gewundert: Mein Blog ist mehr für eine kleine Zielgruppe (aka Bekanntschaften aus Foren) gedacht und für die breite Öffentlichkeit eher langweilig.

    Natürlich fühlt man sich geschmeichelt. Aber nachdem ich hier (und auch mal die AGBs) gelesen habe: Das muss nicht sein

    Mich stört am meisten, dass jeder rumkritisieren darf und Punkte dafür vergeben. Das nervt, wenn man nur persönliche Erfahrungen weitergibt, die sind ja sehr subjektiv. Würde ich Reiseberichte professionell schreiben, würde ich auch Geld dafür haben wollen. Und von Fleißsternchen kann ich mir nix kaufen.

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  6. Besten Dank für die Aufklärung!

    @Perlenschwein Johannis, was soll ich erst sagen? War gestern erst dran, also am 20.04.2011. Hoffe, das Datum hat nichts mit historischen Irrtümern zu tun 😉

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