Eduard von Keyserling, ein Schriftsteller aus dem 19. Jahrhundert, den man gern als „baltischen Fontane“ lobt, hat in seiner Novelle „Schwüle Tage“ 1904 etwas Schönes über Musik geschrieben …Dort sagt der Musiker „Fanoni“ folgendes:
„Ach Gott, Musik ist ja die indiskreteste aller Künste, wir sagen in ihr die letzen Dinge unserer Seele heraus, wir können nicht anders, und jeder Vorübergehende, jeder Gleichgültige, jeder, der seinen Platz bezahlt, hört uns. Das ist nun einmal nicht anders, und mein einziger Trost ist, daß die wenigsten, die allerwenigsten diese Sprache verstehen. Wenn ich im Konzertsaale sitze, so weiß ich, daß für die meisten meiner Zuhörer die Musik nichts bedeutet. Für andre ist sie ein Mittel sich einen angenehmen Schwindel zu schaffen, für andre wieder ist sie die Begleitung ihrer kleinen Sentimentalitäten, und so fühle ich mich denn im Konzertsaal mit meiner Musik allein, und das ist gut so. Einige wenige gibt es, die mich verstehen, und zu denen mit meiner Musik zu sprechen ist ein Glück.“
(S.248-249, Manesse Bibliothek der Weltliteratur).