Unser Star für Oslo, die sechste: Kerstin Freking und Lena Meyer-Landrut setzen sich ab

Unser Star für Oslo - let's go!

Die Casting-Show „Unser Star für Oslo“ ist in der ARD angekommen: Das Viertelfinale, am Freitag abend ausgestrahlt, war spannend und insgesamt auf höherem Niveau die Vorgängersendungen. Zum Erfolg des Abends trugen neben den Kandidaten diesmal auch die Juroren bei: Anke Engelke, Adel Tawil und Stefan Raab sparten diesmal nicht mit Kritik und versuchten, die meistens guten bis sehr guten Auftritte durch gezielte Anmerkungen noch besser zu machen. So soll eine Jury sein. Generell fiel am Freitag abend wieder auf, wie groß der Klassenunterschied zwischen Lena Meyer-Landrut und Kerstin Freking und dem Rest ist. Während die beiden ihre Songs mit den ihnen eigenen Farben – durchgeknallt-charmant die eine, strahlend-schön die andere, weiter veredelten, konnten Osman, Durstewitz und Braun ihrer Darstellung nichts hinzufügen, geschweige denn die Qualität steigern. Oder sichtbar machen, dass sich seit dem ersten Casting irgendwas getan hat bei den dreien. Es läuft also auf ein spannendes Finale zwischen Meyer-Landrut und Freking hinaus. Ach ja, der Vollständigkeit halber: Sharyhan Osman ist draußen, Jennifer Braun wurde überraschenderweise vom Publikum erneut verschont :).

UPDATE Die TV-Quote ging nach dem Wechsel zur ARD in die Höhe: Nach 2,15 Millionen Zuschauern am Dienstag auf ProSieben schalteten bei den Öffentlich-Rechtlichen am Freitag zur Prime-Time 3,02 Millionen Fans ein. In der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen sank der Wert aber um rund 80.000 Besucher. Was bedeutet: Das Quotenplus machten ältere Zuschauer aus. Mal sehen, wie es am Dienstag bei ProSieben weitergeht. Generell bleiben die Quoten ja deutlich hinter den Erwartungen zurück, auch wenn das von offizieller Seite niemals jemand kommunizieren würde. m.

Die Kandidaten im Kasse4Check – Wer nach Runde 1 vorne lag

01. Lena Meyer-Landrut (Kate Nash: „Mouthwash“). Wieder ein Song von Kate Nash, segeln auf Nummer sicher sozusagen. Passte perfekt zu Meyer-Landruts Gesangsstil. Lena wirkte einmal mehr sowas von liebenswürdig-durchgeknallt, dass man sie sofort adoptieren, nach Oslo schicken, zur Bundeskanzlerin oder was auch immer sie will machen würde. Alles, was sie will. Wer bei Lenas Auftritten nicht lächeln muss oder nicht spürt, hat einen Stein in der Brust.

02. Kerstin Freking (Marit Larsen: „If A Song Could Get Me To You“). Das Cover klang in der Freking-Version stimmlich wie immer bei ihr sehr warm und schön, die Intonation war nahezu perfekt. Dennoch spürte man, dass sie den Song nicht so richtig vorbereitet und mit dem Text ihre liebe Mühe hatte. Frekings Vorteil ist freilich, dass Freking mit 50 Prozent immer noch mehr ist als beispielsweise Jennifer Braun auf 200 Prozent. Um nicht Gefahr zu laufen, rauszufliegen, sollte sie dennoch hart weiterarbeiten.

03. Sharyhan Osman – solide Qualität, aber mehr auch nicht. Da strahlte nichts, da fesselte noch weniger. Ihre abgehackten Bewegungen mit Kopf und Armen wirkten, als wenn jemand im Publikum eine Fernbedienung betätigt hätte. Zum Beispiel ein boshafter Vierjähriger. Das hatte was lustiges. Doch, ehrlich!

04. Christian Durstewitz (Mando Diao: Ochrasy). Er ist ein netter Kerl, der „Durste“, aber mehr als ganz ok war auch das nicht. Mando Diao hin oder her. Durstewitz verbraucht sich immer mehr, je länger der Contest dauert und es wirkt immer mehr so, als wenn er langsam verglüht. Und seine Stimme liefert auch keine neuen Argumente. Der Freakstyle erst recht nicht.

05. Jennifer Braun – für ihre Verhältnisse ein gut interpretierter erster Song, gegen Ende drückte dann wieder die „Power“ auf die Stimme und zerstörte, was relativ passabel begonnen hatte. Das Outfit war eine mittlere Katastrophe – so geht Frau Braun vermutlich nach langer Nacht und kurzem Schlaf am Sonntag morgen zum Bäcker. Aber zu einer Show?

Und wer gewann die Runde 2?

01. Kerstin Freking (Regina Spector: „Somedays“). Makellos. Wunderschön. Fast schon zu intensiv. Betörend wie schmerzlich zugleich. Pures Vergnügen, obwohl der Song schwer zu singen ist.

02. Lena Meyer-Landrut (Lisa Mitchell: „Neopolitan Dreams“). Wer um alles in der Welt sut dem Mädel die Songs aus? Auch diese Nummer passte wieder wie angegossen und so gab’s für Fernseh-Deutschland wieder drei Minuten putzig-niedlich-frische Lena-Performance mit einem netten, kleinen harmlosen Song. Ich stell mir die Frage, ob es nun überhaupt noch drauf ankommt, wer gewinnt – oder ob nicht eher entscheidend ist, welcher Song dem Sieger zur Verfügung stehen wird. Denn der Song muss zu Lena passen, dass Lena sich auf einen Song einstellt, ist eher nicht zu erwarten.

03. Sharyhan Osman (irgendwas eigenes). Erneut solide, ein Ausflug ins Musical-Land ist ja an sich ok und gerade während einer ARD-Sendung gern gesehen. Aber insgesamt ist sie weiter denn je davon entfernt, Argumente dafür zu sammeln, dass sie nach Oslo fahren soll. Wenn sie weiterkommt, steht zu befürchten, dass wir noch mehr ihrer eigenen Songs kennenlernen müssen. Das Publikum nahm mir gegen 22.20 Uhr diese Angst.

04. Christian Durstewitz (Eigenkomposition: „Stalker“). Wieder mit Gitarre, aber dennoch unspektakulär. Das ist schon ok, aber mehr auch nicht. Kann man kaum mehr drüber schreiben.

05. Jennifer Braun (Anouk: „Nobody’s Wife“). Kam mit der bereits im Original nicht wirklich großartigen Nummer wieder mal dort an, wo sie hinpasst: Im Bierzelt auf der Dorfkirmes. Nein, das ist nicht abwertend gemeint, aber dort gibt es andere Regeln und Schwerpunkte künstlerischer Arbeit. Die Heavytones taten ihr dabei den Gefallen, sich dem Niveau anzupassen und die Nummer ebenso prollig-gefühllos rauszuklopfen, wie dies Braun tat. Bei weitem der qualitativ schlechteste Auftritt des Abends. Egal, ob sie weiter ist oder nicht. Das TV-Format ist mindestens zwei Schuhgrößen zu groß für sie. m.

Raus ist: Sharyhan Osman.

Ach ja, nicht vergessen – Sehr schöner Beitrag zu Lena Meyer-Landrut: http://www.beisenherz.de/?p=294 Lesen!

11 Kommentare zu „Unser Star für Oslo, die sechste: Kerstin Freking und Lena Meyer-Landrut setzen sich ab

  1. Sehen Sie, und wir waren gestern nach der ersten Runde von Kerstin Freking richtiggehend enttäuscht!
    Ich fand, sie hat nicht einen Ton getroffen und sich durch das sonst ganz zarte, liebenswerte und wunderschöne Lied gekrischen, dass ich mehrfach befürchtete, sie würde abbrechen – wohingegen mir Christian Durstewitz mit Ochrasy zum ersten mal überhaupt (positiv) aufgefallen ist. Ich war überrascht von der Intensität, zu der er in der Lage ist. Bisher hatte ich ihn vor dem inneren Auge bestenfalls als Strassenmusikant mit aufgeklapptem Gitarrenkoffer wahrgenommen – zugegeben, bei der zweiten Musikdarbietung ist er dort auch wieder verschwunden.
    Lena hat mir beim ersten Lied sehr sehr gut gefallen, vielleicht aber insbesondere, als die Darbietung so perfekt zu dem durchgeknallten Einspieler davor gepasst hat. Beim zweiten Lied hätte ich mir gewünscht, dass sie mal von der bisherigen Linie abweicht, um zu zeigen, dass sie auch anders kann – denn, und da gebe ich Ihnen wieder voll Recht: irgendwo wartet das Lied, das dann beim Songcontest gesungen werden soll – und ob das freaky genug für sie ist?!?!

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  2. Schade, dass deinen Artikeln jegliche Objektivität fehlt… wobei man auch sagen könnte, dass du vermutlich eher nur Laie im Musikbereich bist!?
    Denn wenn man rein von der Leistung ausgehen würde, stände Kerstin mit ihrem ersten Titel garantiert nicht auf dem zweiten Platz, weil er – so gern ich Kerstin selber mag – einfach sehr schlecht war! Rein von der Musik bzw. Performance her müssten Dursti (Musik) oder Lena (Performance) gewinnen, das sind nämlich auf ihre Art „echte“ Künstler (Sharyhan war das auch). Kerstin singt superschön, aber meiner Meinung nur „nach“! Kann sie das abstellen und ihr eigenes daraus machen, wäre sie für mich auch weit oben! In der Hinsicht finde ich sogar Jenny noch besser, und bei allem Respekt vor deinen Zusammenfassungen – Jenny war gestern ziemlich gut, wenn auch vor allem im zweiten Stück! Man muss aufpassen, dass man nicht schon mit vorgefertigten Meinungen in die Sendung geht und die Leute dann so „hört, wie man sie hören will“!
    Beste Grüße und weiter viel Spaß!

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    1. Hi Fritz,
      danke für Deinen Kommentar, klar bin ich Laie im Musikbereich, das liest man ja und so soll es auch sein. Ich find nix schlimmes dran, jeder darf eine Meinung haben.

      Kerstin steht bei mir auf dem zweiten Platz, weil sie mit 50 Prozent ihrer normalen Leistung immer noch den Rest im Feld ausstechen konnte, ich hab ja nicht geschrieben, dass sie überragend war. Und ich gebe Dir Recht, Jennifers zweiten Beitrag möchte ich gern nochmal hören: Und zwar auf dem Straubinger Volksfest im Reisinger-Festzelt. Schönes Wochenende!

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      1. „Kerstin steht bei mir auf dem zweiten Platz, weil sie mit 50 Prozent ihrer normalen Leistung immer noch den Rest im Feld ausstechen konnte…“

        Und genau da bin ich anderer Meinung… Und da wunderts mich, dass du, der ansonsten recht gute Statements verfasst, an dieser Stelle so urteilst! Ich möchte hier nochmal klar stellen: ich finde Kerstin prima, sie singt wunderbar, sieht bildhübsch aus, hat mich die letzten Male positiv überrascht und ist im Fernsehen so wie sonst auch! Aber sie könnte vielmehr aus ihrer Stimme machen, grad weil sie so eigen ist! Das macht sie aber (noch) nicht, und deshalb liegt sie für mich leider immer weiter hinten. Jenny unterschätzt du gewaltig, ich finde, du wirst ihr mit deinen abschätzigen Kommentaren nicht gerecht. Ich finde auch, dass wir zu solchen Kommentaren kein Recht haben, es sei denn, du wärst selber einer der fünfen, die da oben jede Woche grandiose Leistungen vollbringen, dem Druck standhalten und Deutschland auf eine zauberhafte Art unterhalten, die seinesgleichen sucht! Und das gilt für alle 5 Kandidaten von gestern! Für mich wären alle würdige ESC-Teilnehmer! Und ich bin sowohl von Lena als auch von Kerstin begeistert, gehe aber objektiv an die Leistungen heran. Frag dich mal, wie du über den Gesang – und ich meine nur den Gesang – von Kerstin gestern beim ersten Lied urteilen würdest, wenn du nicht wüsstest, wie sie aussieht!
        Ebenfalls schönes Wochenende :)!

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  3. an kerstin scheiden sich die Geister :). Aber nur weil man für sie ist, muss man ja nicht gegen Lena sein. Zwei unterschiedliche Typen mit ganz unterschiedlichen Stärken und Schwächen. Aber beide hätten jedenfalls das Format 🙂 Schönes Wochenende!

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  4. Ist das nicht schön? Wir können über Geschmack streiten und müssen nicht wie bei DSDS ein Übel gegen das andere abwägen. Mich persönlich begeistern ebenfalls Kerstin und Lena. Und das vor allem wegen der Emotionen, die sie in ihre Lieder packen. Wo der künstlerische Ausdruck stimmt, da darf auch mal ein Ton daneben gehen. Aber um fair zu bleiben: Jenny hat eine tolle Stimme, keine Frage.

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  5. Ich lass euch gerne die Jenny in Straubing. Aber könnten dann nicht bitte Lena und Kerstin nach Freising kommen! Martin, jede Wette dass Du dann auch nach Altbayern kämest.

    Ansonsten: Immer wieder tolle Analysen von Dir, auch wenn ich diesmal fand, dass nur Lena sich absetzen konnte und Kerstin jetzt hart um den Einzug ins Finale wird kämpfen müssen. (Könnte ihr sogar gut tun, sie ist erst so offensichtlich nervös, seit sie durch ‚Not Ready to Make Nice‘ und ‚Thank You‘ zur Geheimfavoritin avanciert ist.) Und gegen Elfenkriegerinnen möchte ich nicht kämpfen müssen.

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    1. Hi Wolfgang, danke für das Lob, ich schreib halt einfach so vor mich hin. Was Freising angeht – hm, ich kenn Erding ganz gut, weiß aber, was Freisinger von Erdinger denken, Domstadt vs. Bauerndorf und so und bin mir nicht sicher, ob Du das zählen lässt. Jenny in Straubing zu lassen, darauf lasse ich mich aber ein, ausgemacht.

      Was Kerstin angeht, gebe ich gerne zu, dass sie in meiner Wertung von dem hervorragenden Eindruck der Shows profitiert hat, aber das Grundtalent ist bei ihr dennoch höher als bei drei der anderen Kandidaten. Ich hoffe, dass die Show vom Freitag ein Weckruf für sie war, noch mehr zu zeigen. Elfenkriegerin, go – sing – win! 🙂 Grüße, schönen Sonntag!

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