CD der Woche: Giovanni – „Ancora Musica“

Die Voraussetzungen könnten kaum schlechter sein: Ein Mitglied einer längst vergessenen deutschen Castingband veröffentlicht ein Soloalbum, singt darauf auch noch überwiegend italienisch und holt für die erste Single-Auskopplung seinen Bandkumpel Ross Anthony aus Castingtagen (der auch noch „Dschungelkönig“ war!) an Bord. Wen soll das bitteschön interessieren? Mehr Vorurteil geht also kaum, mehr Überraschung beim Hören aber auch nicht: Giovannis Album „Ancora Musica“ (eine Wiederveröffentlichung des 2008 unspektakulär schon einmal veröffentlichten Albums “ Musica“) verwöhnt die gerade halbwegs im Frühling angekommenen deutschen Hörer mit wunderbaren Pop-Songs (vier neue sind im Vergleich zu „Musica“ hinzugekommen), Ohrwürmern und Ohrschmeichlern, einer für einheimische Verhältnisse Top-Produktion und einer ungewöhnlich hohen Qualität im Songwriting.

Fangen wir also mit den Hits an: „Ti Amero“ und „I Can’t Dance Alone“ dürften dank Riesen-Ohrwurm-Refrains ihren Weg in die Topregionen der Charts machen. Die Balladen (erwähnt sei hier „Wundervoll“, „Achterbahn“ und „Das Schönste an Dir bist Du“) kuscheln sich dafür in die Herzen der Fans, denen mit dem Namen Giovanni zu allererst das Adjektiv „süß“ einfällt. Klassischer Italo-Pop wie mit „Niente Piu Bugie“ oder „Se Tu Lo Vuoi“ richtet sich dagegen vermutlich an Giovannis Landsleute. „Meine Seele“ geht sogar als höchst anspruchsvolles Singer/Songwriter-Stück durch an der Kasse4.

Die Mischung macht es also bei „Ancora Musica“: Giovannis Entscheidung, in den Songs deutsch und italienisch beziehungsweise englisch zu singen, darf als Geniestreich gelten. Sie baut nämlich die Brücke zur Popwelt eines Landes, das neben dem unvergleichlichen Zucchero auch Zumutungen wie Eros Ramazzotti (und wenig darüber hinaus) hervorgebracht hat. Sprich: Immer wenn das italienisch gerade in den Songs zu nerven beginnt, fangen die deutschen Textpassagen die aufkommende Emotion auf und lenken sie und andersrum singt Giovanni das, was sich auf italienisch einfach cooler anhört als auf deutsch in der Sprache seiner Herkunft. Das verdient die Wertung virtuos übrigens durchaus, genauso wie der überlegte Ritt des Künstlers über die Felder des Pop, des Schlagers und das Disco-Bumm-Bumms. Wenn Giovanni so weitermacht, wird er das Italo-Pop-Genre in Deutschland wieder zur Blüte bringen. Well done! m.

Giovanni
Ancora Musica
Starwatch Music/Warner Music
VÖ: 05.02.10

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