Die Klassik erreicht die Vorschule meines Sohns Luke – und damit auch die Kolumne „Papa, mach mal lauter! Kinder und Musik“. Vor wenigen Tagen entspann sich folgender kleiner, aber feiner Dialog …
Luke: Papa, kennst du den Wirwaldi?
Papa (belehrend, wie immer): Ja, aber der heißt doch Vivaldi, nicht Wirwaldi.
Luke: Ja, Papa, der ist ganz berühmt!
Papa: Und?
Luke: Den haben wir in der Vorschule gehört – weißt Du, wieviele Jahreszeiten der gemacht hat? Nur den Frühling und den Winter?
Papa: Nein, nein, ich glaube, das waren vier Jahreszeiten! Und, wie hat Dir das gefallen?
Luke: Super, da ist ganz viel Geige mit dabei. Der Frühling hat mir gut gefallen! Wir m u s s t e n auch tanzen!
Papa (als Musikkritiker, wie immer): Und warum?
Luke: Die schöne Geige hat mir gefallen. Ich hab zwar nicht verstanden, was die erzählt hat, aber die war das Schönste. Weil die so langsam gespielt hat. Ich mag lieber langsame Musik.
Papa: Aha (und denkt an die Diskussion um Eminem und die ehemalige Lieblingsband meines Sohnemanns, Placebo).
Fazit also – Schön, dass es Lehrerinnen in der Vorschule gibt, die Klassik auflegen. An der Rezeption arbeiten wir noch ein wenig 🙂 m.
Ich muss mich als Pädagogin jetzt arg zusammen reißen, wenn es um „An der Rezeption arbeiten wir noch“ geht, weil genau damit vielen Kindern Klassik verdorben wird. Gerade in der Vor- und später auch Grundschule muss oftmals erst das „Gefallen“ geschult werden, für viele Kinder ungewohnte Klänge müssen vertraut gemacht werden, bevor es an die Reflexion gehen kann. Aber ich seh schon: Bei unseren Söhnen kann man den Schritt getrost überspringen, aber da gibt es viele Kids, die genau diesen Schritt in einem musikfernen Haushalt bitter nötig haben….du kannst ja mit deinem Knaben daheim die Weiterbildung betreiben. Mach ich mit meinem Bengel auch. Das endete jetzt im „frühmusikalischen Erziehung“ damit, dass er der Lehrerin den „Karneval der Tiere“ erklärt hat, weil der ständig im Auto läuft. Da war die Gute etwas überfordert. Sie arbeitet nicht mit Vorwissen. Hm.
Aber gute Vorschule habt ihr da, wenn da auch Klassik angeboten wird. Ich lauf bei uns im Kindergarten vor die beschissene Rolf-Zuckowski-Mauer. Das ist vielleicht ätzend!
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Nichts gegen Zuckowski als Künstler, aber wenn es um Musik für Kinder geht scheinen die meisten Leute wirklich nur an Rolf zu denken und mehr gibts nicht. Schade eigentlich. Ich habe meinem fast 2jährigen eine CD mit Kinderliedern interpretiert von Heike Makatsch und Max Schröder (Tomte, Der Hund Marie). Erfrischend!
P.S. Dein Sohn war/ist Fan von Placebo? In dem Alter?
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Hi Herr Teddy – Ja, das ist er *stolzkuck*, die „Battle For The Sun“ läuft immer noch rauf und runter seit fast einem Jahr 🙂
Was die Kinderlieder angeht, empfehle ich Frederik Vahle – Klassiker, da kann man nix gegen sagen 🙂
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by the way: musikferner haushalt ist auch ein hübscher ausdruck :)))) Klasse, Doris 🙂
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Zuckowski kennen alle Kinder und alle können mitsingen – das hat was.
Aber Kinder für Klassik zu begeistern, dafür hat die Vorschullehrerin einen Orden verdient. Uns ist das erst mit David Garrett gelungen. Der mischt modernes mit Klassik – einfach zum dahinschmelzen. Meine Tochter war der gleichen Meinung, was die These bestätigt, dass Kinder für alles offen sind und selbst entscheiden, was ihnen gerade gefällt und gut tut.
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Ich werde ihr den Orden umhängen. Was die Klassik angeht, gebe ich Dir Recht – ich erinnere mich an mein Töchterlein Leia, die früher selbst im tollsten Baby-Schreibrülltob-Anfall mit „Libiamo Ne’lieti Calici“ aus der Traviata faszinierenderweise blitzschnell ruhig zu bekommen war. The kids are alright, anders kann man es nicht sagen 🙂
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