India, Ben Hur, Magnifico: Der Dumme ist immer der Ticketkäufer

Was haben die Shows „India“, „Ben Hur“ und „Magnifico“ gemeinsam? Erstens: Irgendwann ging nichts mehr, man war pleite und die Ticketkäufer hofften vergeblich auf eine Rückerstattung des Ticketpreises. Zweitens: Die Namen der Veranstalter solcher Shows wiederholen sich mitunter.

„India“ wurde von Matthias Hoffmann bis zur Pleite 2010 produziert. Zuvor waren Hoffmann und André Heller bei „Afrika! Afrika“ zunächst erfolgreich, dann zerstritten, Heller verließ das Projekt 2009. Hinter „Magnifico“ steckten Andre Heller und Marcel Avram bzw. das Unternehmen Magnifico Circus GmbH & Co. KG. Nach der Pleite von „Magnifico“ schoben sich Avram (vor der Pleite prophetisch mit den Worten „ein solches Spektakel wird es kein zweites Mal geben“ im „Musikmarkt“ zitiert) und Heller gegenseitig den Schwarzen Peter für die Pleite zu.  Das Fachmagazin „Pollstar“ berichtet, dass der Etat der Show (5,5 Millionen Euro) wohl um das Doppelte überzogen worden sei; für das Gastspiel der Pferde seien 57.000 von möglichen 136.000 Tickets verkauft worden. Ob die Ticketbesitzer ihr Geld je sehen, ist weiter unklar, die Idee, dass die Ticketingunternehmen aus Goodwill dafür aufkommen, wurde direkt an den Insolvenzverwalter des Veranstalters weitergereicht. Stichwort Schwarzer Peter auch hier.

Hinter „Ben Hur“ (1. Versuch bis zur Pleite) steckten Franz Abraham und seine Firma Art Concerts. Den Neuanlauf von Ben Hur verantwortet eine Firma namens New Art Concerts, Franz Abraham ist als „Berater“ an Bord. Das sieht alles lustig aus, wenn es aus Sicht der Ticketkäufer nicht so traurig wäre.

Eines muss man aber den Ben-Hur-Experten zu Gute halten: Nachdem neues Geld wohl aufgetrieben wurde, finden jetzt weitere Hur-Shows statt, zu denen die Besitzer von Tickets der wegen Insolvenz ausgefallenen Shows „Zugang erhalten sollen“. Thorsten Kurzawe, laut dem Internetportal „Der Westen“ sowohl damals bei Art Concerts als auch jetzt bei New Art Concerts für die Promotion verantwortlich, spricht von einer „Goodwill-Aktion“!

Das muss man sich als unbeteiligter und unwissender Beobachter der Szene mal auf der Zunge zergehen lassen: Es sei  G o o d w i l l , dass ein Käufer eines Tickets für eine Show, die aufgrund offenkundiger Fehlkalkulationen pleite ging, die Show an einem neuen Termin besuchen dürfe. Und nicht das Mindeste. Die Kasse4 verneigt sich vor Bewunderung vor so viel Goodwill. Und die 20.000 Ticketkäufer von „Magnifico“ warten halt einfach erstmal ab. Vielleicht, bis eine New Magnifico Circus GmbH gegründet und André Heller und Marcel Avram als Berater engagiert werden?

Fakt ist, dass der Trubel um solche Pleiteshows – und diese mehren sich leider in den vergangenen Jahren – das Vertrauen des deutschen Konzert- und Veranstaltungsbesuchers nachhaltig missbrauchen und auf Verhältnisse zulaufen, wie sie bislang eher auf den Live-Entertainment-Märkten in Osteuropa ab und an herrschten. Es besteht Handlungsbedarf. Denn niemand wird sich mehr ein Ticket kaufen, wenn er sich nicht sicher sein kann dass a) die Show überhaupt stattfindet (die üblichen Absagen seien hier mal ausgeschlossen, das ist ja üblich) und b) er bei a) sein Geld wiederbekommt.

4 Kommentare zu „India, Ben Hur, Magnifico: Der Dumme ist immer der Ticketkäufer

  1. Unsere Karten waren ein Familien-Weihnachtsgeschenk und ich bin ein jahrzehntelanger Fan von André Heller – wir hoffen noch auf ein Wunder… aber leider riecht es nicht weihnachtlich für uns – sondern nach BETRUG!
    Wir treffen uns in der Insolvenztabelle!
    Es grüßt eine Bergische Familie.

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