Der Namen der Tour: „The Danger of Light“. Die Hauptdarstellerin: Sophie Hunger. Sprich, da muss man einfach hin als Fan gehobenen Indiepops. Die Meinung der Kasse4 teilten rund 500 weitere Besucher, die am 2. Mai in der Münchner Muffathalle zunächst einmal etwas vermissten – Stühle. Denn das Publikum war alt (schon älter?), 40 plus waren da eher noch freundlich geschätzt. Kurz nach Beginn des Konzerts, das, menschenfreundlich, bereits gegen 20 Uhr startete, wurde der Stuhl auch für den passioniert-durchtrainierten Konzertgänger eine Option. Denn Hungers Musik sprühte nur so vor Intellektualität, Verspieltheit und der grenzenlosen Lust auf Experimente, dass die Rezeption der Hungerschen Musik einem Konzertsaal würdig gewesen wäre und sich die Lust zu tanzen vor der Bühne in engen Grenzen hielt.
Gnadenlos akzentuiert und auf den Punkt gebracht ihr Gesang, wunderbar die bestens eingespielte Band, die brillierte, aber nicht die Solistin überstrahlte, musikalische Ideen, Ideen, Ideen und nochmals Ideen – ein Füllhorn des Wohlgefallens, der Ekstase und des Glücks goss sich auf die Zuschauer aus. Wie ein kleines Kind im Bonbonladen, ja, genau so. Nachdem Sophie Hunger aber offensichtlich keine Lust auf Hits oder eingängige Refrains hat und statt dessen lieber experimentiert, war die Stimmung in der Muffathalle während der Show eher von Staunen geprägt als vom gemeinsam erlebten und mitgesungenen Musikereignis (das sollte dann wenige Tage später bei Frank Turners triumphalen Gastspiel im Club Strom in München stattfinden, dazu bald mehr hier an der Kasse4). Reine Koketterie der Schweizerin mit dem Publikum, by the way, denn dass sie einen Hit schreiben könnte, zeigt das wunderbare „LikeLikeLike“, das Hunger als Zugabe servierte. Klar kann sie das, aber sie scheint es nicht zu wollen. Statt dessen wirft Sophie Hunger die Nummer nach dem Motto „Hier, nehmt, tanzt!“ ins dankbare Publikum, dem mittlerweile die Füße vom konzentrierten Stehen weh taten.
Was für eine Schelmin, die in einem Konzert vom mehrstimmigen Acapella-Gesang über krachenden Indierock und intimer Singer/Songwriter-Nummer alles ablieferte. Alles, in der Tat, denn der „zukünftige Weltstar“ (siehe dazu auch die Kasse4 vom 03.04.13) ist in der Tat so hochbegabt, im englischen würden wir es „gifted“ nennen, dass ihm keine Grenzen gesetzt sind. Ganz, ganz großes Kino, da wiederholen wir gerne unseren Eindruck vom 2010er Konzert in der Münchner Freiheizhalle (Konzertkritik: hier).