17.04.13, München, Café Muffathalle
Einer dieser wunderbaren Abende, an denen alles zusammenpasste. Die Location: Café Muffathalle, klein, intim, überschaubar, ohne asoziale Begleiterscheinungen wie Spelunken-Dreck und … alkoholisierte Leichen. Klein genug, um face-to-face die Nasenhaare im Gesicht des Sängers zu zählen, groß genug, um mit anständigem Sound und ein bisschen Licht mehr Charme zu verbreiten als beim Schülerbandwettbewerb umme Ecke. Das Bier: Hofbräu, second best nach unserem geliebten Augustiner (wer auf die Idee kam, im an sich nicht weniger schönen Venue Orange House Plörre der Marke Eittinger zu verkaufen, gehört bestraft).
Die Bands: Kompatibel zueinander, sympathisch, gut und entschlossen. Den Vortritt bei diesem Double-Headliner-Package, von einem Support kann man nicht wirklich sprechen, hatten die Tall Ships. Engländer, auf der Insel gehypt, im Experimental Rock verortet. Nach der Probe aufs Exempel in München muss man sagen, zu Recht – feiner Gitarrenlärm, es dröhnt, melodiert und stampft beeindruckend vor sich hin, ganz entfernt muss man an Pearl Jam denken. Zumindest, bis Sänger Ric Phethean in Aktion tritt, denn der Gute war in München sagen wir mal leicht desorientiert und dementsprechend auch meist nicht wirklich in der Musik seiner Kameraden, sondern eher tendenziell einen Schritt oder eine Sekunde oder einen Ton davon entfernt. Das er singen kann und mit Leib und Seele dabei ist, war bei einigen Songs dennoch zu spüren. Vielversprechend, das Debüt-Album der Jungs („Everything Touching“) könnte man sich durchaus mal kaufen.
Mit den Scanners, die alle paar Jahre mal in München ihren Nextbigband-Status untermauern, ihre Fangemeinde aber hier nicht wirklich vergrößern können, ging es danach richtig gut weiter. Was soll man auch anderes von einer Band erwarten, deren Sängerin einen blaugrauen Kampfanzug trägt und sich damit durchaus von ihrer Kollegin am Bass absetzt, die man rein optisch eher hinter dem Tresen einer Red-Coffee-Filiale verorten würde? Zu hören war durchaus netter Indierock mit vereinzelt starken Singalong-Refrains, die auf jedem Festival im Vorabendprogramm auf der Centerstage Spaß und Stimmung verbreiten würden. „Salvation“ und „Baby Blue“ zählen dazu, auch die neue Single „Mexico“ (zu der es übrigens ein sehr nettes Video gibt) ist auf einem guten Weg, die Band aus der unendlichen Masse an Indierockcombos herauszuheben und Hymnenstatus zu erlangen. Nett anzuschauen sind sie darüber hinaus, zumindest für jeden oder jede, der oder die auf Kampfanzüge oder Püppchen steht. Spieltechnisch und kompositiorisch sind die Scanners jedenfalls definitiv im oberen Mittelfeld einer imaginären Tabelle einzuordnen. Dass die Band direkt nach der Show am Merchandisestand tapfer das übliche „Hahaha you are great hihi“ und „Can you please sign this“-Gebalze ihrer Fans ertrug, passte ins Bild eines netten Clubabends. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Schöner Abend, wir sehen uns wieder.