
Gestern vor sieben Jahren starben bei einem Brand während eines Konzerts der Rockband Great White in dem amerikanischen Club „Station Nightclub“ 100 Menschen. Erstickten, verbrannten oder wurden zu Tode getrampelt, zerquetscht. Sieben Jahre ist die Katastrophe nun her und kein deutsches Medium wird zum Jahrestag an die Katastrophe erinnern und die Frage stellen: Kann sowas auch bei uns passieren und wenn ja, wie wahrscheinlich ist es, dass es passiert?
Sicher ist, zu der Katastrophe in West Warwick, Bundesstaat Rhode Island, hat eine fatale Verkettung von Umständen geführt, von denen jeder allein zwar schlimm, aber nicht bedrohlich gewesen wäre. Solche Verkettungen – passieren. Und dennoch beschleicht mich das Gefühl, dass wir hier in Deutschland nicht so ganz entspannt sein sollten.
Doch zunächst: Was war im Station Nightclub los, was führte zur Katastrophe? Vereinfacht dargestellt: Der Club bestand aus Holz. Die Clubbetreiber sparten sich Geld bei der Anschaffung von Dämmmaterial für die Decke, was dazu führte, dass Plastikschaum angebracht wurde, der nicht schwer, sondern leicht entzündlich war und der beim Abbrennen stark rauchte. Dann die Band Great White, deren Tourmanager die großartige Idee hatte, Pyrotechnik in die Show in den Club einzubauen. Pyrotechnik, die für den Einsatz draußen gedacht war und die ohne Verstand gekauft wurde. Vor Ort, beim Entzünden, war kein Profi dabei, kein ausgebildeter Feuerwerker. Es kam eins zum anderen: Pyro entzündet Decke, Decke brennt wie Hölle, Massenpanik, Tod und Entsetzen.
Jetzt denkt ihr Euch sicherlich: Was für ein Haufen Deppen! Und ja, es waren Deppen am Start und sicherlich auch Leute, die man ohne rot zu werden Verbrecher nennen darf. Ob es hierzulande auch Menschen gibt, denen die Sicherheit der Konzertbesucher egal ist oder generell so Themen wie Fluchtwege oder Notausgänge, weiß ich nicht. Was ich weiß ist, dass ich beispielsweise nicht im Münchner Atomic Club an der Bar stehen möchte, wenn sowas passiert und der Club gerade mal wieder vollgepfercht ist wie sonstwas.
Was ich weiß ist, dass es in Berlin eine Open-Air-Location gibt, die einen Haupteingang hat, der per Brücke über einen Wassergraben führt und der ein wenig, sagen wir, wenig breit geraten ist angesichts manchmal tausender Besucher. Und dass ich vergangene Woche meinen mittleren Sohn von einer KiTa abgeholt habe, in der der einzige Notausgang im Keller (dort ist die Garderobe) zugesperrt war. Der Schlüssel hing nicht neben der Tür. Planungs- und Genehmigungsschwächen, menschliche Blauäuigkeit oder Unwissenheit, Scheu vor Investitionen – die Liste der Gründe, die später zu einer Katastrophe führen, ist lang. Und diese Liste gibt es in Nordamerika wie in Deutschland. Passt auf Euch auf, im Ernst, und gewohnt Euch bitte an, beim Besuch eines Konzerts nach dem Reingehen eine Minute drüber nachzudenken und nachzuschauen, wie ihr im Ernstfall wieder rauskommt. Danke! m.
Links zum Thema:
http://www.stationfamilyfund.org – Non-Profit-Organisation der Hinterbliebenen der Opfer
http://www.stationfirememorialfoundation.org– The Station Fire Memorial Foundation.
Ein Kommentar zu „Gestern vor sieben Jahren: Die Station Nightclub Katastrophe mit 100 Toten“