Buchkritik – Boris Fusts Praktikantenroman „Zwölf Stunden sind kein Tag“

Mit Romanen oder generell Druckerzeugnissen von Kollegen ist es ja so eine Sache: Liest man die wirklich und läuft dann eventuell Gefahr, etwas zu loben, was nicht so toll ist, rein aus Rücksicht auf den Kollegen? Egal, an der Kasse4 sind alle gleich und so geht es heute um Boris Fusts (u.a. Intro, Mitglied der LEA-Jury etc.) Roman „Zwölf Stunden sind kein Tag. Der Praktikantenroman“. Das Buch spielt in Berlin und erzählt die Geschichte von Arne, einem, richtig, Praktikanten. Der bei einer Werbeagentur mit einem etwas durchgeknallten Chef so einiges erlebt und generell auf der Suche nach seiner Zukunft ist. Das liest sich unterhaltsam und ist vor allem in meinen Augen ein dicker Tipp für alle, die selbst schon mal oder noch mit einem Psychopathen zusammengearbeit haben oder zusammenarbeiten. Wer selbst weitestgehend im Musik- oder Agenturbusiness tätig ist, hat natürlich noch mehr Spaß am Buch. Obwohl insgesamt etwa 50 Seiten zu lang geraten, macht die Lektüres des 216 Seiten starken und bei Piper erschienenen Taschenbuchs durchaus Freude und der Fust’sche Ideenreichtum und die zahlreichen brillanten Formulierungen tun ihr übriges dazu. Kostproben?

„Im Wesentlichen bestand das Praktikum aus der Bedienung der ülichen Kommunikationsinstrumente: Telefon, Fax, Mail. Tendenz: in der Reihenfolge ansteigend. Denn telefoniert wurde so gut wie nie. Das galt als altmodisch. Außerdem wäre es zu zielgerichtet gewesen: Am Telefon musste man etwas zu sagen haben. Deswgeen schrieb man bevorzugt Mails, weil es da nicht so auffiel, dass es kein Thema gab.“ (s. 17)

„Geld macht nicht glücklich, sondern führt dazu, dass man in der Suana des Hyatt Moritz Bleibtreu trifft. Nur möchte ich eben nicht Moritz Bleibtreu in der Sauna des Hyatt treffen. (…) Auch entspricht es nicht meiner Vorstellung eines rundum gelungenen Vormittags, mit Mike Krüger oder Heinz Rudolf Kunze durch die allerbesten Puffs Rio de Janeiros zu ziehen. Oder auch nur mit Günter Siegl von der Spider Murphy Gang. All diese Leute lernt man unweigerlich kennen, wenn man zu Geld gekommen ist“. (S. 44)

Und: Die wunderbare Passage, in der Arne bekifft ein Einkaufszentrum betritt, ist leider zu lang zum abtippen, aber allein den Kauf des Buchs wert!

Kurzum: Nettes Buch, das wie Welt nicht verändern wird (warum auch!), dicker Tipp für Journalisten, New Media-Geschädigte und alle, die wissen wollen, wie es heutzutage auf Praktikum so zugehen kann.Achja: auf die Buch-Band Mobserv sei auch noch verlinkt, check it out! m.

Der Autor im Interview bei Undertube (Wunderbares Zitat vom Moderator: „Der Bandwettbewerb ist das Praktikum der Musikszene, denn er führt ebenfalls zu nichts!“)

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