Buchkritik: Henning Mankell – Der Mann, der lächelte

Der sechste Roman mit dem Kommissar Kurt Wallander  verspricht nach den ersten zwanzig Seiten sehr viel – und hält danach sehr wenig. Und zu Mankells Unglück hatte vor kurzem Stieg Larssons „Millenium“-Trilogie auf dem Kassenband gelegen.Wenn man also den Feuilleton-Fantasten Glauben schenkt und schon Larssons Storytelling Lücken und Schwächen unterstellt, hat der vorliegende Mankell im Vergleich dazu gerade mal das Niveau eines Jerry-Cotton-Romans. Der Grusel und das beklemmende Gefühl der ersten Seiten legen sich bald und lösen sich auf zu einer zweihundertseitigen Routineermittlung von Wallander und seinem Team, der man mit nur mildem Thrill folgt. Es geht um Wallanders Rückkehr von einer alkoholgetränkten Auszeit zurück in den Polizeidienst (vorrangig) und um zwei tote Rechtsanwälte, von denen einer der beiden für einen mächtigen Großindustriellen zu Lebzeit gearbeitet hatte (nachrangig).

Solide Kost, sicherlich, aber weit entfernt von genialer Unterhaltung. Besonders ärgerlich sind zudem ein äußerst unglaubwürdiger Schluss im Stil eines James-Bond-Streifens und die von Mankell nicht gelöste Frage, wie man auch als talentierter Verbrecher ein Auto stoppt, den Fahrer mit einem Knüppel erschlägt, ihn dann wieder ans Steuer setzt und einen Unfalltod samt verunglücktem Wagen simuliert. Und zwar so, dass die ermittelnde Polizei samt Spurensicherung nichts davon bemerkt. Hm.

Ist ja nicht so wichtig, es gibt mindestens neun weitere Wallander-Romane, die vielleicht besser sind. Aber lasst Larsson in Ruhe, bitte. ms

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