Klicken = Selbstbestimmung? Zaimoglu zweifelt!

Und wieder einer für das Stammbuch von allen Journalisten – gefunden in einem Interview von Schriftsteller Feridun Zaimoglu mit der F.A.S.. Wir lesen da:

Frage: Durchs Internet wären Sie in diesen Situationen selbstbestimmter.

Antwort: Ich habe nie an den modernistischen Hokuspokus von Selbstbestimmung geglaubt. Ich bin in dieser Hinsicht ein großer Skeptiker. Ich kann doch nicht von mehr Selbstbestimmung ausgehen, bloß, weil ich auf Tasten hacke und in Nullkommanichts ein Suchergebnis habe. Dass ich das nicht mache, ist sogar gut, weil, dann muss ich zum Bahnhof gehen – und das ist unbequem. Für einen Schriftsteller ist Bequemlichkeit Gift. Dann würde ich anfangen, Ältere-Herrschaften- und Fräuleinwunderstubenprosa zu schreiben.

Kampf der Fräuleinwunderstubenprosa! m.

Volltext (lesenswert!): http://www.faz.net/s/RubCEB3712D41B64C3094E31BDC1446D18E/Doc~E3F3806D401CE45098B5BDBAE8CC810CE~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Die heutige Playlist:

Lily Electric – You’re In The Painting You Saw (VÖ: 17.04.2009). Schrecklich belanglos. Belanglos schrecklich. Indie-Rock mit melodiösem Überhang? Nein, motor.de. Wirklich nicht. Next one.

Soap & Skin – Livetune For Vacuum (VÖ: 13.03.2009). Wie gern hätt‘ ich mal wieder eine Band, die normale Albentitel bevorzugt. Aber egal: Geile Scheibe, sehr speziell, aber sehr sehr gut. Was uns da die junge Österreicherin Anja Plaschg entgegenwirft, ist heftiger Stoff, teilweise fast unerträglich düster und dunkel, aber doch faszinierend. Low-Fi-Minimalismus, solltet ihr mal ausprobieren. Werd‘ ich im Auge behalten und im Ohr.

Howling Bells – Radio Wars (VÖ: 27.02.2009). Grottenlangweiliger Indierock aus Australien. Ab dafür.

Cocoon – My Freinds All Died In A Plane Crash (VÖ: 13.03.2009). Hoffnungsstiftender Albentitel, auf dem Cover ist eine hübsche junge Frau, die ein Kätzchen küsst. Das Kätzchen ist auch hübsch. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Die Plattenfirma meint aber, Cocoon machen dunkle Pop-Balladen französischen Einschlags.

The Datuns – Headstunts (VÖ: 10.10.2008). Nicht mein Ding, rauscht durch den Player, ohne groß Spuren zu hinterlassen. Die Plattenfirma meint: Power-Pop aus Neuseeland, meisterhaft. Wenn sie meint …


Anuschka Zuckowski – Am Anfang der Zukunft (VÖ: 20.03.2009). Zum Schluß das Highlight – wunderbare Songwriter-Platte, hier ist Zynismus fehl am Platze. Denn Anuschka hat zwar einen bekannten Daddy, aber darf sie deswegen keine Musik machen? Ab und an in Richtung Schlager driftend, ist „Am Anfang der Zukunft“ ein intelligentes Popalbum mit überdurchschnittlich guten Texten und sehr, sehr gelungenen Melodien. Von Anuschka wird man noch mehr hören. Klasse!