Ach ja, der dezisionistische Zwang!

Ach ja, der Musikjournalismus! In der aktuellen F.A.S. ist auf der Medienseite zu lesen, dass sich die „Spex“ von der Plattenrezension verabschieden will und statt dessen über Platten plaudern will. Genaueres kann ich dazu nicht sagen, weil ich mich nicht mit der „Spex“ beschäftige, aber in dem Beitrag von Diedrich Diederichsen steckt ein hübscher Satz. Ein hübscher Satz, den ich verstanden habe, muss ich ergänzen, denn sicher sind da noch mehr hübsche Sätze drin. Er beschreibt den Unterschied von Print- und Onlinejournalismus so:

„Natürlich leiden geschriebene und gedruckte Kritiken schon mal unter diesem dezisionistischem Zwang von Deadline und Zeilenlimit, während man im Netz in der immerwährenden Anschließbarkeit an das konstitutiv Offene des Online-Textes badet.“

Das ist hübsch und richtig und ich freue mich wie ein Schnitzel, dass ich demnächst mein Umfeld damit überraschen werde, immer wieder mal auf dezisionistischen Zwang hinzuweisen. Einsatzgebiete gibt es ja viele („Schatz, können wir endlich Essen bestellen?“, „Spielen wir erst Lego oder zerlegen gleich die Carrera-Bahn?“). Danke, Herr Diedrichsen, und das ist nicht im geringsten belustigend oder spöttisch gemeint. Die „Spex“ kaufe ich mir dennoch nicht.

Der Beitrag „Stirb langsam“ von Diedrich Diedrichsen in der „F.A.S.“

Meine heutige Playlist:

Mein Mio – Irgendwo in dieser großen Stadt.

Straight Frank – And We Walked By With A Bag Full Of Money.

Saidian – Evercircle (Tipp!)

Don’t believe the hack: Van Morrison wieder entspannt

Lustige Randnotiz aus der „F.A.S.“ vom vergangenen Sonntag: Demnach hat Bluesgott Van Morrison auf seiner eigenen Website lesen müssen, dass er mit 64 zum vierten Mal Vater geworden sei. Und dass die Mutter seines Kindes eine andere Frau als seine Ehefrau sei. Im Dementi war dann die Rede davon, dass Hacker sich der Site des Musikers zueigen gemacht hatten. Hacker mit seltsamen Humor, wie mir scheint. Warum ausgerechnet Van The Man? m.

Ina Müller staubt Journalisten-Preis ab

Preisgekrönt: Ina Müller

Gratulation, Ina Müller – die smarte Hamburger Sängerin und Moderatorin darf sich nun auch zu den 100 wichtigsten Journalisten Deutschlands zählen! Das  Fachmagazin „medium magazin“ hatte zur Wahl gerufen und Frau Müller könnte sich in der Kategorie „Unterhaltung“ auf Platz zwei verewigen. Vor ihr steht nur Kai Diekmann (halte man davon, was man wolle…).

Ina Müller hat es jedenfalls verdient, die Hamburgerin, die ihre Talente ganz pragmatisch mal mit „singen, sabbeln, saufen“ beschrieben hat (und damit nicht daneben liegt!) ist seit Jahren das Beste, was Fernsehen zu bieten hat. Schlechter platziert, by the way: Christoph Süß, Henryk M. Broder, Hans Zippert und Grissemann/Stermann (!). Lauschen wir jetzt der Begründung des Fachmagazins für die Platzierung:

„… weil sie 2009 „Inas Nacht“ erfolgreich in die ARD gebracht hat. Mit Müller, die Chanson und Kabarett gleichermaßen beherrscht und zudem das Plattdeutsche pflegt, hat der NDR einen echten Glücksgriff getan – und ihr 2009 mit „Stadt, Land, Ina!“ gleich die nächste Sendung anvertraut. Müller ist zudem die erste nicht-peinliche Trägerin des Deutschen Comedypreises“.

Ich möchte bescheiden ergänzen:

„… weil Sie mit „Inas Nacht“ eine Fernsehsendung macht, während der man Lachen und Staunen kann, während der die großartigsten deutschen Künstler und Bands auftreten, die es gibt, während der man Gäste von Seiten entdecken kann, die man noch nicht in x-Interviews gelesen hat. Weil Ina Müller eine wunderbare Art hat, mit Menschen umzugehen und weil sie als Erfinderin des gepflegten Altfrauen-Witzes in die Geschichte eingehen wird“.

Chapeau, Frau Müller, und das mit der „Journalistin“ müssen Sie ja nicht so ernst nehmen, das vergeht  auch wieder 🙂 m.

Elvis wird 75, na und?

Einmal muss es gesagt werden: Wen sollte es kümmern, dass Elvis heute 75 Jahre alt geworden wäre? Mich definitiv nicht, ich werde eher an Geburtstagen von Zucchero (der noch laaange leben soll!) oder den Todestagen von Vic Chesnutt oder Esbjörn Svensson ein Glas erheben und gedenken. Elvis? Nunja, „Love Me Tender“ (in ganz schwachen Momenten), „Return To Sender“ (funktioniert immer) oder vielleicht auch „Suspicious Minds“ und „It’s Now Or Never“. Und was war es auch schon. Lasst ihn ruhen, nicht allem, was Trilliarden Platten verkauft hat, muss gedacht werden. m.

P.S.: Kennt ihr den wunderbaren Tatort „Elvis lebt!“ aus dem Jahre 2001? Mit Harald Krassnitzer und Roswitha Szyszkowitz als Ermittler? Ganz großer Spaß, die beiden ermitteln ja im Umfeld einer notorischen Wilderer-Familie, die furchtbar auf  Elvis abfährt. So stelle ich mir Die-Hard-Elvis Fans vor. Einschalten, wenn er mal wieder wiederholt wird!

Die heutige Playlist:

Wilco – Wilco (nett, gut, aber kein vom Hocker-Reisser)

Devin Townsend – Ki (gäääähn)

The Sons – Visiting Hours (schwer zu sagen, einerseits super-catchy, andererseits in der Vielzahl an Ideen und Zitaten hart an der Grenze zur Beliebigkeit)

Smashing Pumpkins schenken den Fans ein Lebenszeichen

Die Smashing Pumpkins melden sich langsam wieder zurück an der Front: Derzeit ist auf der Bandwebsite eine Kostprobe vom kommenden Album umsonst hör- und downloadbar. „A Song For A Son“ heißt das Stück, das dazugehörende Album soll auf den viel versprechenden Namen „Teargarden By Kaleidyscope“ hören, eines Tages.

Entspannt hört er sich an, der Herr Corgan, der Song beginnt mit einem Klavierintro und die Zeichen stehen auf Ballade. Gleichzeitig mit Corgan setzt nach 50 Sekunden eine akustische Gitarre ein und schmeichlerisch klingt des Meisters Stimme sowieso. Wie immer – man hört ihr gerne zu und bewundert die Mischung aus Kontouren und Gefühl. Nach zwei Minute darf eine dezent angezerrte E-Gitarre sich um den Gesang schlängeln und teilweise sogar zweistimmig jubilieren. Danach kommen weitere Soli und im letzten Drittel lässt die Band den Song entspannt aber ein wenig langweilig ausklingen.

Das alles macht einen sehr sympathischen Eindruck, man kann sich kaum dagegen verschließen, zumal aus Corgans Feder in den letzten Jahren sicherlich schon schlechteres zu hören war. Ob ein brauchbares Album dabei herauskommen wird, wird man hören. Good luck, Billy, die Kasse4 ist gespannt!

Hier gibt’s den Song zum Download: http://smashingpumpkins.com.s3.amazonaws.com/player/mp3/A-Song-For-A-Son.mp3

Kulturelle Grundversorgung tut Not

Kulturpass: rockt Frankfurt!

Im Reigen der Berichterstattung um den Jahreswechsel oder gar den Start ins neue Jahrzehnt, wie man es blümeranter formulieren könnte, wenn man nur wollen würde fiel mir ein kleiner Beitrag im Feuilleton der SZ ins Auge: Autor „alex“ fordert Kulturelle Grundversorgung. Klingt unspektakulär, also lest doch erstmal die paar Zeilen:

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Er braucht auch Kunst, Kutlrur, Konzerte. Die sind nur leider meist sehr teuer. Allein in Frankfurt leben 90000 Menschen am Existenzminimum. Kino, Museen, Theater könnten die sich allesamt nicht leisten – gäbe es nicht mittlerweile den Kulturpass, der Hartz-IV- oder Sozialgeldempfängern, Asylbewerbern und Obdachlosen den Zutritt zu vielen kulturellen Einrichtungen für jeweils einen einzigen Euro ermöglicht. Die Frankfurter sind sehr daran interessiert: Rund 2000 Kulturpässe hat der Verein „Kultur für alle“ in seinem ersten Jahr ausgestellt. Soeben wurde die Initiative für das kommende Jahr zu einem der „365 Orte im Land der Ideen“ ernannt. 2010 ürfe es noch weit zugiger werden in Deutschland, höchste Zeit also, dass andere Städte dem Frankfurter Beispiel folgen.

… In der Tat ein Wunsch, über den ich mich freuen würde, ginge er in Erfüllung. Um hinter der Idee zu stehen, muss man noch nicht mal an Großkonzerte von Weltstars und deren Eintrittspreise denken, auch Otto-Normalnachwuchs-vorkurzemindenCharts-Band nimmt gelegentlich mal einen Eintritt, von dem man bei Aldi ordentlich was in den Wagen packen kann. Lasst uns dran arbeiten, pragmatisch und wenig ideologisch, denn um letzteres geht es (leider) schon lange nicht mehr.



Tatort – „Weil Sie böse sind“

Tatort - Weil sie böse sind
Großes Kino: Tatort - Weil sie böse sind

War das nicht großartige Unterhaltung am Sonntag abend? „Weil Sie böse sind“ dürfte als einer der besten Tatorte der Frankfurter Ermittler in die Geschichte eingehen, denn spannender und abwechslungsreicher geht es kaum, ich habe es geliebt! Kongenial wird hier mit dem Begriff „böse“ gespielt: Herr und Frau Kommissar beharken sich um eine Beförderung, die Geschwister Staupen sind irgendwie durchgeknallt und auf ganz anderen Trips unterwegs als der Rest (wie wunderbar: Adele Neuhauser als Freya Staupen und Peter Davor als Michael Staupen!) und so entspinnt sich ein lustiger, teils bitterböser und immer präzise beobachtender Krimi um einen Mörder, der keiner sein will und einen Mörder, der gern einer wär, es aber nur schafft, die Bälle in der Luft zu halten. Bis zum Finale … Props an den Regisseur Florian Schwarz! Endlich mal wieder ein Tatort, bei dem ich nicht eingeschlafen bin!

Hüpfen, gröhlen, schön: Chase The Sun von Planet Funk

Was eine Dart-WM doch für Überraschungen bereithalten kann: Während dem diesjährigen Contest (seltsamerweise am Anfang des Jahres platziert) vergnügten sich die Zuschauer bei der Dart WM – fragt mich nicht nach Details, jedenfalls hat der mighty Phil Taylor ziemlich souverän gewonnen – in den Pausen mit dem Song „Chase The Sun“ von Planet Funk. Erstklassige Mitgröhlqualität!

Netzrecherchen zufolge ist „Chase The Sun“ eine uralte Nummer einer italienischen Dancecombo und bereits 2001 als Single erschienen. Wieder eine Chance vertan, mit der Kasse4 den nächsten Trend vorherzusagen, Mist aber auch. Denn „Chase The Sun“ stelle ich mir schon jetzt als omnipräsenten Mitgröhl-Nachfolger von „Seven Nation Army“ bei der kommenden Fußball-WM vor!

Da-Da-Daaa-Da-Da-Daaaa-Damm ist out, jetzt heißt es

Dü-Dü-Düü-Dü-Düü-Dü-Dü-Düüüü!

Nachhören unter: http://www.dailymotion.com/video/x1z58o_planet-funk-chase-the-sun_music

Mehr zur Dart WM (PDC und so): http://www.dartn.de/page.asp?id=FBC5E87F-732C-48FF-95F4-D18D2CAF8BBB

Mehr zur Band: http://www.myspace.com/planetfunkx

… und dann mithüpfen und sich bei der Kasse4 bedanken. Ein echter Insider by the way: Ich vermute mal, dass die Parlotones im Sommer diesen Jahres GROSS sein werden. SEHR groß! m.

Ein Kompliment für … die Sportfreunde Stiller

Ein wunderbares Album, ohne "wenn" und "aber"

„Ich wollte Dir einfach nur mal sagen, dass Du das Größte für mich bist“ – wer hat in den letzten Jahren oder insbesondere im Sommer, als das unplugged-Album der Sportfreunde Stiller erschien, nicht mitgesungen? Jetzt ist es an der Zeit, einmal einen ganz anderen Aspekt der Band zu loben: Exzeptionell ungewöhnliche und kreative Texte. Nicht das Berufsjugendlichentum, nicht das pseudobayerische Gehampere, nicht den schrägen Gesang und die mitunter anstrengende Attitude, sondern, jaha, die Texte.

Denn da macht den „Sportis“ (wie sie von Erstsemesterinnen, die gerade das Abenteuer ihres kleinen oder hoffentlich großen Lebens erleben, genannt werden) keiner was vor. Wer anderes behauptet, hat schlichtweg keine Ahnung von der deutschen Sprache. Dass dieses Kompliment mal drei Bayern zuteil wird, ist auf einer anderen Ebene ebenfalls nicht unlustig 🙂

3sat an Silvester 2009: Naja …

Zu den wenigen echten Vorteilen, die ein Sender wie 3sat Konzertjunkies bieten kann, zählte bis vor wenigen Tagen auch „Pop Around The Clock“: 24 Stunden gehörte das Programm an Silvester in den letzten Jahren den Livemitschnitten. Was gab es da tolles schon zu sehen: Ukelele Orchestra of Great Britain, Alanis Morrissette nach dem Comeback, Josh Groban, wie er die Sterne vom Himmel holte, David Gilmour oder die überragende Nelly Furtado.

Und in diesem Jahr? Oasis (tolle Idee, die sind ja richtiggehend zum Synonym für einen tollen Liveauftritt geworden), Stevie Wonder (mit Material von der aktuellen Live-DVD), Status Quo (…), Michael Bublé (auch er ist zumindest seit dem Auftritt bei Wetten, dass …? vor kurzem eher ein Ausschalt-Impuls), Simon & Garfunkel, wieder Tina Turner (war auch 2008 auf 2009 bereits mit dabei), der notorische  Michael Jackson und weitere Belanglosigkeiten. Da blieb die Festplatte unfreiwillig arbeitslos. Schade. Schade. Schade. ms